Wie das Betroffenheitsgetue bei Kriegen und Katastrophen den Bedeutungsinhalt eines unschuldigen Wortes strapaziert.
Der Kommentar erschien am 29. 11. 2016 in der Wiener Zeitung.
Niemandem mit halbwegs aufmerksamer Mediennutzung und halbwegs entwickeltem Sprachgefühl kann entgangen sein, dass in letzter Zeit das Wort Mensch gehäuft in Kontexten auftaucht, in denen es linguistisch betrachtet nichts zu suchen hat, weil es präzisere Begriffe gäbe. Beispiele, wahllos herausgegriffen: „Seit Langem warten die Menschen in Syrien auf eine Pause der Kämpfe.“ Oder: „Die Menschen des Dorfes konnten alle gerettet werden.“ Oder: Die Menschen müssen sich weiter gedulden, bis die Hilfskräfte zu ihnen durchkommen.“