Islamophobe Islamstudie von Imas

Derzeit geistern Meldungen durch diverse Medien, welche die Angst der Bevölkerung vor dem Islam anhand einer Studie (Imas international Report Nr. 6, April 2010) belegen wollen. Kaum eine Zeitung, die die Ergebnisse hinterfragt, im Gegenteil, entsprechende Medienberichte weisen islamophobe Tendenzen auf. Und rechtspopulistische Kräfte in Österreich kommentieren begeistert und fühlen sich bestätigt (laut Apa-Meldung 7. 4. 2010).

TMB-Kommentar, erschienen in: Augustin, Nr. 311, Nr. 274, 5. 5. 2010

Dies ist für die Initiative Teilnehmende Medienbeobachtung (www.univie.ac.at/tmb) ein Anlass, die Studie selbst zu studieren und zu fragen, welche Interessen da verfolgt werden und wer dahinter steht. Sie wurde im Auftrag des Internationalen Instituts für Liberale Politik in Wien erstellt, das sich als bürgerlicher und pro-europäischer Think-Tank für Österreich bezeichnet und auf dessen Webseite Personen aufscheinen, die weit rechts jenes Spektrums agieren, das man gemeinhin als liberal bezeichnet. Dies schürt den Verdacht, dass mit dieser Untersuchung von vornherein beabsichtigt wird, die Kluft zwischen muslimischer und nicht-muslimischer Bevölkerung Österreichs zu vergrößern, statt sie zu bekämpfen.

Nun zum Inhalt der Studie: Da sollen die Befragten von einer Liste all jene Punkte nennen, die besonders gut auf „ein westliches Land wie Österreich“ und all jene, die besonders gut auf „ein Land mit islamischer Religion“ passen. Und auf der Liste, die den Befragten vorgelegt wird, stehen 21 Punkte zur Auswahl, beispielsweise: Gute Schulen und Universitäten, Toleranz gegenüber Andersgläubigen, Korruption, Trägheit und Faulheit, Rückständigkeit.

Da sollen nun 1.088 repräsentativ Befragte solcherart Werturteile abgeben über DIE islamischen Länder in einem, von der Türkei über Bangladesch, von Saudi-Arabien bis Marokko. Da wird vorausgesetzt, dass die repräsentativen ÖsterreicherInnen in der Lage sind, das Schulsystem, die Demokratie, die sexuelle Unmoral, die echte Gläubigkeit und andere komplexe Gegebenheiten in all diesen Ländern beurteilen zu können.

Wenn eine Befragung beispielsweise in Tunesien erhoben hätte, was die Leute meinen zu den Schulen, der Demokratie, der Lebenslust und der Kluft zwischen Arm und Reich in christlichen/europäischen Ländern (so unterschiedlich wie Schweden und Italien, England und Rumänien), würden entweder alle aufheulen ob der Unprofessionalität der Erhebung oder man würde sie ignorieren.

In dieser Imas-Studie sind die Fragestellungen so angelegt, dass die Befragten, wenn sie zu einem Punkt nichts wissen, eben auch nichts dazu sagen. Dadurch erhält man Ergebnisse wie beispielsweise, dass nur drei Prozent der Staatsangehörigen Österreichs der Meinung sind, dass es in „einem Land mit islamischer Religion“ Wohlstand für den Großteil der Bevölkerung gebe (was ist mit Saudi-Arabien, den Emiraten, Oman oder Brunei?) und nur zwei Prozent, dass es in einem solchen Fortschrittlichkeit gebe (was Fortschritt ist, wird nicht hinterfragt).

Allein diese Beispiele verdeutlichen die Unwissenschaftlichkeit der Untersuchung. Umso tragischer ist, dass eine solche, von ihrem Ansatz her islamophobe Erhebung von verschiedenen Medien unkritisch einfach übernommen und verbreitet wird.

Nicht der Islam ist eine Bedrohung für den Westen, aber solche Studien sind eine Bedrohung für den sozialen Frieden in Österreich und darüber hinaus.

 

Dr. Ingrid Thurner
Initiative Teilnehmende Medienbeobachtung
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
Universität Wien