Die Utopie des Reisens unter dem Regime der Corona

Kann man den Rückzug aus der Weite hinein in eine Enge auch als Aufbruch in eine neue Selbstbestimmtheit begreifen?

Der Essay ist leicht gekürzt in Der Standard vom 6. 6. 2020, Album S. 3 erschienen.

Es sind nicht alle gleich vor den Viren und auch nicht vor den virenbedingten Restriktionen und Anschlägen auf die Autonomie der Person. Plötzlich wurde die Menschheit geschieden in die Kategorien systemrelevant oder entbehrlich. Auch wenn die globalisierten Coronaregime durch konformes Staatshandeln eine Unzahl von Beschäftigungslosen und Kurzarbeitern produziert haben, wird das sommerliche Bedürfnis nach Erholung und Abwechslung bestehen bleiben. Da es zudem niemanden gibt, dessen Leben und Alltag nicht von Grund auf umgekrempelt wurde, müssen die Freizeit- und Urlaubspraxen neu erfunden werden.

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Alle Jahre wieder

Überfüllte Strände, überteuertes Essen, überfordertes Personal: Warum begibt sich ein Großteil der Bevölkerungen der Industrienationen freiwillig und regelmäßig zu den gleichen Zeiten an die gleichen Orte?

Der Text erschien in der Wiener Zeitung, 29. 6. 2019.

Gereist wurde immer schon, die ältesten Schriftquellen befassen sich mit Mobilitäten, die Tontafelarchive aus Mesopotamien erzählen von Kriegszügen, von diplomatischen Beziehungen und von Handelsmissionen in entfernte Regionen. Gereist wird im Gilgamesch-Epos, im Alten Testament, bei Homer, die Geschichte des Menschseins ist auch eine der Bewegung im Raum. → →