Museum. Die Aneignung der Welt in ihren Dingen

Der Text erschien in der Wiener Zeitung, 19. 1. 2019.

Während für immer mehr Menschen der afrikanische Kontinent unbewohnbar wird und Geflüchtete zu Tausenden im Mittelmeer sterben, horten europäische Staaten afrikanische Kunstschätze in den Museen und pflegen mit ihnen ihren Ruf als Kulturnation.

Die international geführten Debatten um Herkunft und Verbleib von Museumsobjekten aus Übersee, für deren Erwerb so mancher Sammler vor kriminellen Machenschaften nicht zurückschreckte, lassen sich nicht länger ignorieren. In diesem politischen Klima werden vielerorts in Europa die einstigen Völkerkundemuseen umorganisiert, umbenannt und mit viel Trara und professioneller Öffentlichkeitsarbeit neu positioniert. Dabei greifen sie in Ästhetik und Ausstellungskonzepten auf uralte museologische Vorbilder zurück. → →

Wer sind hier die Barbaren?

Der Text erschien am 2. 1. 2018 in der Wiener Zeitung.

Die Trophäendebatte – changierend zwischen Kopfjäger-Mythos, voyeuristischem Gruseln und Ausstellungs-Richtlinien – wirft allerhand Fragen auf, auch zum Umgang mit dem Fremden in der Gegenwart.

Museen, Auktionshäuser und Galerien, die auf der moralischen Höhe der Zeit agieren wollen, entfernen präparierte Leichenteile, pietätvoll menschliche Überreste genannt, aus ihren Vitrinen, Verkaufsräumen und Katalogen. Es gilt nunmehr als unethisch, Trophäenschädel in ihrem kulturellen Kontext vorzustellen oder gar durch Handel eine Wertsteigerung anzustreben. Dabei verlangt der Internationale Museumsrat (ICOM) in seinen Ethischen Richtlinien zur "Ausstellung sensibler Objekte" nicht, diese zu unterlassen, sondern nur, sie "mit Taktgefühl und Achtung vor den Gefühlen der Menschwürde, die alle Völker haben, zu präsentieren". → →