Wer sind hier die Barbaren?

Der Text erschien am 2. 1. 2018 in der Wiener Zeitung.

Die Trophäendebatte – changierend zwischen Kopfjäger-Mythos, voyeuristischem Gruseln und Ausstellungs-Richtlinien – wirft allerhand Fragen auf, auch zum Umgang mit dem Fremden in der Gegenwart.

Museen, Auktionshäuser und Galerien, die auf der moralischen Höhe der Zeit agieren wollen, entfernen präparierte Leichenteile, pietätvoll menschliche Überreste genannt, aus ihren Vitrinen, Verkaufsräumen und Katalogen. Es gilt nunmehr als unethisch, Trophäenschädel in ihrem kulturellen Kontext vorzustellen oder gar durch Handel eine Wertsteigerung anzustreben. Dabei verlangt der Internationale Museumsrat (ICOM) in seinen Ethischen Richtlinien zur "Ausstellung sensibler Objekte" nicht, diese zu unterlassen, sondern nur, sie "mit Taktgefühl und Achtung vor den Gefühlen der Menschwürde, die alle Völker haben, zu präsentieren". → →

Was wir aus der Kopftrophäen-Debatte lernen könnten

Der Kommentar erschien am 12. 12. 2017 in der Wiener Zeitung.

Nicht nur die Toten verdienen Respekt, sondern auch die Lebenden – und zwar alle, unabhängig von Herkunft und Religion.

Gegenwärtig wird darüber diskutiert, ob man die menschlichen Überreste, die bisher als Kunst und Ethnographica betrachtet wurden, aus den Auktionshäusern und Schaukästen der endlich umbenannten Völkerkunde-Museen entfernen soll oder nicht. Dabei wird argumentiert, dass Leichenteile aus Pietät und aus Respekt dem Tod und dem Verstorbenen gegenüber nicht mehr verkauft und ausgestellt werden sollten, auch um rechtsextremen Umtrieben und Ansichten keinen Vorschub zu leisten.

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