Das verkannte Senegambien

Der Reisebericht ist erschienen in OÖ Nachrichten vom 8. 2. 2025, Reise S. 4

Dakar rast, Saint Louis schläft, Touba betet, Banjul fließt – so nehmen wir die Städte wahr. Über urbane Landschaften, koloniale Erbschaften, Tier- und Pflanzenwelten und eine Frage, die unbeantwortet bleibt

Es ist Winter in Europa und Trockenzeit in Senegal, die Luftfeuchtigkeit relativ niedrig. Laue Tropennächte laden zum Sitzen in einem Garten ein, die Mücken sind zu müde für konzertierte Attacken. Von Dezember bis Februar finden Besucher aus gemäßigten Zonen das Klima am angenehmsten, mit Temperaturen kaum je über dreißig Grad. Und die Tiere in den Biosphärenreservaten lagern gerne an den Wasserlöchern und haben sich noch nicht wie im Mai und Juni, der großen Hitze vor der Regenzeit, ins schattige Buschwerk zurückgezogen. → →

Museum. Die Aneignung der Welt in ihren Dingen

Der Text erschien in der Wiener Zeitung, 19. 1. 2019.

Während für immer mehr Menschen der afrikanische Kontinent unbewohnbar wird und Geflüchtete zu Tausenden im Mittelmeer sterben, horten europäische Staaten afrikanische Kunstschätze in den Museen und pflegen mit ihnen ihren Ruf als Kulturnation.

Die international geführten Debatten um Herkunft und Verbleib von Museumsobjekten aus Übersee, für deren Erwerb so mancher Sammler vor kriminellen Machenschaften nicht zurückschreckte, lassen sich nicht länger ignorieren. In diesem politischen Klima werden vielerorts in Europa die einstigen Völkerkundemuseen umorganisiert, umbenannt und mit viel Trara und professioneller Öffentlichkeitsarbeit neu positioniert. Dabei greifen sie in Ästhetik und Ausstellungskonzepten auf uralte museologische Vorbilder zurück. → →

Zurück nach Afrika!

Der Text erschien in der Wiener Zeitung, 5. 12. 2018.

Dank Emmanuel Macrons überraschendem kulturpolitischen Vorstoß ist in ganz Europa die Debatte um geraubtes Museumsgut neu entbrannt.

Frankreich hat also beschlossen, ein paar Objekte an die westafrikanische Republik Benin zu überstellen – und zwar genau 26. Ob diese Rückgabe mehr ist als eine symbolische Geste, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist sie ein Signal für andere Länder, schleunigst ihre Kulturpolitik zu überdenken. Schon bangen ganze Museumsabteilungen um ihre Bestände und fragen sich, ob sie auch mit lauteren Mitteln in ihren Besitz gelangten.

Aber all die Fragen um Restitution verweisen nicht nur auf koloniale Schandtaten, sondern mehr noch auf artverwandte rezente Verbrechen. Es wird zwar nun über vergangenes Unrecht betulich herummoralisiert, aber gleichzeitig ist die neokoloniale Brutalität nicht geringer als die koloniale. Die museale Debatte verdeckt, dass die westlichen Maschinerien der Repression immer schneller Unglück produzieren. Nur die Methoden und die Waffen sind effizienter geworden. → →

Das afrikanische Österreich

Der Text erschien (in leicht veränderter Form) in der Wiener Zeitung, 5. 6. 2018.

Bezüglich der Akzeptanz von Schwarzen Menschen im Lande liegt vieles im Argen.

Unlängst fand ein kleines, aber feines Symposium statt – „Afrikaner und Afrikanerinnen in Wien“, veranstaltet am Institut für Österreichkunde, und die Vorträge und Diskussionen zeigten, dass es für Teile der alteingesessenen Bewohner Österreichs keine Selbstverständlichkeit ist, die Präsenz einer starken afrikanischen Diaspora zur Kenntnis zu nehmen. → →

Mursi-Prozess in Ägypten: Falsch verstandene Demokratie

Die Generäle verstärken das Problem, das sie zu bekämpfen vorgeben.

Radiobeitrag in: WDR 5, Politikum, 4. 11. 2013

Die Strafverfahren in Ägypten nehmen kein Ende und die Proteste dagegen auch nicht. Letzte Woche ist der Prozess gegen die Führungsriege der Bruderschaft vom Gericht überraschend wegen Befangenheit niedergelegt worden. Seit heute ist der politische Flügel an der Reihe, gegen Ex-Präsident Muhammad Mursi und 14 Funktionäre wird wegen des Todes von Demonstranten verhandelt. → →

Wer hat Interesse an Demokratie in Ägypten?

Wie leise sind doch die Proteste aus Brüssel und Washington gegen das gezielte Morden in Kairo? Bloß um den Schein zu wahren legen sie zeitweise ein wenig an Schärfe zu. Die Medienberichterstattung ist tendenziös und überwiegend Anti-Muslimbrüder und Pro-Militär. Vor Gläubigen und Theologen fürchtet man sich in aufgeklärten westlichen Ländern mehr als vor Generälen.

Radiobeitrag in: WDR 5, Politikum, 19. 8. 2013

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