Serbien, zwei Jahrzehnte nach den Kriegen:

Nichts ist so wie es war, und nichts ist gewonnen.

Der Text ist in der Wiener Zeitung, Extra, 18. 12. 2021, S. 31. f. unter dem Titel “Zwischen Nostalgie und Nationalismus” erschienen.

Die Lebensqualität der Mittelschichten nimmt ab, die Vermögen einzelner nehmen zu, und der völkische Nationalismus gedeiht. Populismus ersetzt Volkssouveränität, bürgerliche Freiheiten stehen auf dem Papier. Ein gutes Leben ist für viele in der Nähe nicht zu haben, daher suchen sie es in der Ferne.

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Geschlecht und Gewalt: Arme Frauen, böse Männer?

Bei aller Dominanz des Männlichen im Verbrechen – es verfolgen auch andere Geschlechter dunkle Machenschaften.

Der Essay ist in Der Standard vom 20. 11. 2021, Album S. 1 f. erschienen (in der Online Ausgabe unter dem Titel “Beherrschung und Beherrschte: Über das Männlichkeitsritual Gewalt”).

Gauner und Ganoven, Räuber und Mörder, auch Amokläufer, Söldner, Terroristen und Diktatoren sind selten weiblich. Hier eine Gleichstellung zu fordern, hat keine feministische Bewegung je sich angestrengt. Bei den Gefängnispopulationen der Welt sind Frauen deutlich unterrepräsentiert – variabel je nach Land bewegen sie sich so ungefähr im fünfstelligen und jedenfalls unter dem zehnstelligen Prozentbereich. Das Kriminelle ist seit Menschengedenken mehrheitlich männlich, keine Statistik und keine Studie hat das je in Zweifel gezogen.

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Männlichkeiten: Väter als Verlierer?

Immer am Vatertag wird der Mann zum Gegenstand öffentlichen Interesses. Wie steht es 2021 um die kritische Männlichkeitsforschung?

Der Essay ist in Der Standard vom 12. 6. 2021, Album S. 1 f. erschienen (in der Online Ausgabe unter dem Titel “Wann ist ein Mann ein Mann?”).

Als sich in den 1970er Jahren die feministische Kampfzone von der Straße auf die Universitäten ausdehnte, stellte sich bald eine Erkenntnis ein: Wer Geschlechtermuster verstehen will, muss auch das Maskuline erforschen. So wurde das Mannsein zum Fragezeichen. Es entstand zunächst in den angelsächsischen Ländern die kritische Männlichkeitsforschung, die Männer als Geschlechtswesen zum Untersuchungsgegenstand erhob. → →

Corona und Islam

Aus verschiedenen Gründen bietet Covid-19 wieder Anlass für Hetze.

Der Kommentar ist unter dem Titel "Das Virus und der Islam" in der Wiener Zeitung vom 6. 5. 2021, S. 22 erschienen.

Zu Beginn der Vireninvasion hat es eine Weile lang so ausgesehen, als ob Zugewanderte, ihre Nachkommen und Musliminnen für einmal in Ruhe gelassen werden, weil das Aufbauen neuer Feindbilder für die professionellen Aufwiegler attraktiver war. → →

Der Alpha-Mädchen-Frauen-Mythos

Gefangen in Geschlechtermustern: In Jahrzehnten beharrlicher Knochenarbeit erstürmten die Frauenbewegungen erfolgreich Männerbastionen. Die feminine Ertüchtigung hat allerdings auch die maskuline Widerstandskraft gestählt.

Der Essay ist in Der Standard vom 6. 3. 2021, Album S. 4 f. erschienen (in der Online Ausgabe unter dem Titel “Unendlich viel feministische Sisyphusarbeit”).

Suffragette, Blaustrumpf, alte Jungfer, Xantippe, Emanze, Karrierefrau, Tussi, Schlampe: An den männlichen Schmähworten zur weiblichen Selbstermächtigung lässt sich schon die emanzipatorische Entwicklung ablesen. Mehrere Wogen feministischer Rebellion sind in die Lande gezogen, die eines gemeinsam haben: Ihre Aktivistinnen wurden mit aller verfügbaren männlichen Herablassung zur Seite geschoben. → →

Täter und Täterinnen

Über Gewalt gegen Frauen und ihre Ursachen

Der Kommentar ist in der Wiener Zeitung vom 16. 12. 2020, S. 21 erschienen.

Anlässlich der internationalen Aktionstage im November und Dezember veröffentlichte der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) die Broschüre „Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Handlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen. Ein Leitfaden für Multiplikator/innen“.

Die Vorstellung dieses Produktes lieferte der Integrationsministerin einen Anlass für einen ihrer bekannt integrationsfeindlichen Auftritte, in denen eine bestimmte Menschengruppe pauschal an den Pranger gestellt wird. Die meisten Medien übernahmen dann die Agenturmeldung mehr oder weniger wörtlich. → →

Das Österreichische an Österreich: Das feiern wir jetzt!

“So sind wir nicht”, sagt der Herr Bundespräsident. Aber wie sind “wir”? Und was ist das Österreichische an Österreich? Eine unvollständige Ethnografie zum Nationalfeiertag

Der Essay ist in Der Standard vom 24. 10. 2020, Album S. 1 f. erschienen.

Gerne sehen wir das Land, “unser schönes Land”, als einheitliches großes Ganzes mit eigenständiger Kultur, verschmitzter Lebenskunst und sublimen Manieren. Aber diese Erzählung ist ein Märchen.

Wie man weiß, erfolgt das Branding der Marke Österreich im Wesentlichen über Alpen- und Kaiser-Kitsch und über ein paar Labels in der Sparte Musik wie Mozart, Sängerknaben, Neujahrskonzert, Edelweiß, Falco. Abgesehen von diesen Stereotypen, für die man Österreich in aller Welt liebt, glänzt das Land durch einige weitere endemische Talente, erkämpfte Kompetenzen und etliche Beute-Errungenschaften. → →

Stelldichein der Hygienegegner

Wenn sich Coronarebellen und Coronaidioten zur Demo versammeln, tun sich bizarre Dinge. Aber wer kümmert sich um die Nöte dieser Leute?

Der Kommentar ist am 8. 9. 2020 in der Wiener Zeitung erschienen.

Bei den COVID-19 Events in Berlin, Wien und anderswo formiert sich eine illustre Gesellschaft, Posterboys der Rechten und auch ein paar Linke, Antisemiten und Antideutsche, Erdogangläubige und Esoteriker, kampfgestählte Muskelprotze in Kampfuniformen und schmächtige Jünglinge mit Salafistenbärten. Burschenschafter sollen auch gesichtet worden sein, respektive die Mitglieder von Bruder- und Schwesternschaften.

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Der Babyelefant und die Verschwörungstheorien

Wem nützen die abstrusen Welterklärungsmodelle?

Der Kommentar ist am 2. 9. 2020 in der Wiener Zeitung erschienen.

Es ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war Corona als neue Bedrohung im Bewusstsein der Leute angelangt, erfuhr man in den digitalen Netzwerken, von Blogs und auch aus Druckwerken: Die Chinesen sind‘s in ihren Laboren und Hexenküchen oder der Mossad, wieder einmal, in genialer Kooperation mit dem CIA und sonst noch ein paar kreativen Schurken mit unbegrenzten Finanzmitteln, Weltbeherrschungsfantasien und Knowhow in neuesten Technologien. → →

Wenn es kracht in Favoriten …

Wer trägt die Verantwortung für die gewalttätigen Übergriffe bei friedlichen Demonstrationen?

Der Kommentar ist am 15. 7. 2020 in der Wiener Zeitung erschienen.

Wenn manche Politiker und manche Kommentatoren behaupten, die Ausschreitungen seien ein importierter ethnischer Konflikt zwischen Türken und Kurden, der sich in Europa fortsetze, dann ist das eine sehr verkürzte Darstellung, die die komplexen Ursachen nicht erkennen will. Bei den Angriffen von Randalierern mit niedrigem Durchschnittsalter auf Demonstrantinnen und Demonstranten, die gegen das Morden in Nordsyrien und für Frauenrechte auf die Straße gingen, prallen mehrere Gegensatzpaare aufeinander: Rechts und Links, Konservativ und Liberal, Mann und Frau, Nationalismus und Weltoffenheit.

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