Für Muslime gilt die Schuldvermutung

Der Kommentar erschien am 28. 8. 2017 in Der Standard, ebenso auf Qantara und wurde ins Englische und Arabische übersetzt.

Über die erfolgreiche Strategie, den Antisemitismus islamischen Gemeinden anzulasten.

Als ob Europa je frei von Rassismen und Fremdenfeindlichkeit gewesen wäre, als ob es nie Diskriminierungen von Minderheiten gegeben hätte, schaffen es rechte Parteien, rechte Blätter und rechte Kommentare erfolgreich, den grassierenden Antisemitismus dem Islam und seinen Angehörigen in die Schuhe zu schieben.

Das Argument der muslimischen Judenfeindlichkeit gehört inzwischen zum Basis-Arsenal der Abwehr von Neuzuwanderung, es wird benutzt von Pegida und Identitären, von Islam-Abtrünnigen, den immer gleichen Apologeten der so genannten Islamkritik und nicht zuletzt im Wahlkampf. → →

Die merkwürdigen Kulturbegriffe einflussreicher Herren

Der deutsche Innenminister beschwört eine "deutsche Leitkultur", der österreichische Außenminister spricht von "kulturfernen Regionen" und meint die Türkei, und in rechtskonservativen bis rechtsextremen Kreisen ist zunehmend die Rede von "Gewaltkulturen".

Der Artikel erschien am 6. 6. 2017 in der Wiener Zeitung.

Was sind das für rückwärtsgewandte eurozentristische Ideologie-Konzepte, denen manche Politiker und manche Medienschaffende verfallen? Wer solche Begriffe im aktiven Wortschatz führt, sollte ein wenig Kulturgeschichte büffeln, seinem ethnologischen Basis-Wissen dringend ein Update verpassen und das Wording überdenken. → →

Über Menschen. Eine Marginalie zur Sprachentwicklung

Wie das Betroffenheitsgetue bei Kriegen und Katastrophen den Bedeutungsinhalt eines unschuldigen Wortes strapaziert.

Der Kommentar erschien am 29. 11. 2016 in der Wiener Zeitung.

Niemandem mit halbwegs aufmerksamer Mediennutzung und halbwegs entwickeltem Sprachgefühl kann entgangen sein, dass in letzter Zeit das Wort Mensch gehäuft in Kontexten auftaucht, in denen es linguistisch betrachtet nichts zu suchen hat, weil es präzisere Begriffe gäbe. Beispiele, wahllos herausgegriffen: „Seit Langem warten die Menschen in Syrien auf eine Pause der Kämpfe.“ Oder: „Die Menschen des Dorfes konnten alle gerettet werden.“ Oder: Die Menschen müssen sich weiter gedulden, bis die Hilfskräfte zu ihnen durchkommen.“

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Weder Judenhass, noch Muslimhass …

Kommentar zu Judenhass darf bei uns keinen Platz haben in Die Presse vom 21. 11. 2016

Die islamfeindlichen (um nicht zu sagen islamophoben) Positionen von Gudula Walterskirchen sind seit Langem bekannt, dennoch bietet ihr “Die Presse“ immer wieder eine Plattform sie zu verbreiten Dies macht die Zeitung für Personen, die Menschen nicht aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit schon einmal vorauseilend vorverurteilen, zunehmend unattraktiv. → →

Herr Houellebecq, so läuft das nicht

Allahs Herrschaft über das Abendland – der Roman um eine muslimisch dominierte Politik in einem europäischen Land scheint göttlich inspiriert. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Der Essay zu Michel Houellebecqs Roman Unterwerfung ist erschienen in schreibkraft, Ausgabe 29 (verspielt), 2016, S. 62-64 → →

Islam hat eine schlechte Presse

Der Kommentar ist am 2. Juni 2016 in Die Furche erschienen.

Unterzieht man die Schlagzeilen der letzten Zeit in Google News einer Wortanalyse, dominieren beim Thema Islam die Substantive Gewalt, Terror, Krieg, Delikte, Überwachung, Dschihadismus, Islamismus, Hetze, Anti-Islam, Verfassungsschutz, die Adjektive radikal, bedrohlich, nicht kontrollierbar, die Verben warnen, verschärfen, beschimpfen, fordern, gehört zu, gehört nicht zu. → →

Was ist ein Kulturkreis?

Je mehr sich Europa nach außen abschottet, desto öfter stolpern Leser über Formulierungen wie „fremde Kulturkreise“ oder „andere Kulturkreise“. Eine Klarstellung.

Der Kommentar ist am 3. 5. 2016 in der Wiener Zeitung erschienen.

Wenig überraschend müssen Kulturkreise besonders dann herhalten, wenn Unterschiede zwischen Menschen zementiert und bestimmte Gruppen ausgegrenzt werden.

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Was im Mittleren Osten passiert, ist kein Religionskrieg.

Der Text ist erschienen in Die Furche, 3. 3. 2016, S. 14.

Die Konflikte und Kriege, die derzeit im Mittleren Osten, im Jemen, in Libyen toben, werden gerne als Religionskriege vereinfacht, besonders in kleinformatigen Blättern und sozialen Netzwerken.

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